“Benedikt Böhm” Extrem-Skibergsteiger & Unternehmer

Benedikt Böhm ist internationaler Geschäftsführer des Skitourenausrüsters Dynafit. Die Marke hat sich seit seinem Eintritt im Jahr 2003 aus der Insolvenz zum Weltmarktführer entwickelt. / Fotos: © Philipp Freund
Ich möchte meine Zeit auf diesem Planeten effizient nutzen
Benedikt Böhm ist ein extremer Mensch. Sowohl im Beruf als auch in seiner Freizeit. Das Wort „Extrem“ ist auch ein Teil seiner Berufsbezeichnung. Böhm ist Extrem-Skibergsteiger und -skifahrer. Doch damit ist es nicht getan. Das wäre sicherlich nicht extrem genug. Der 45-Jährige ist zudem internationaler Geschäftsführer des Skitourenausrüsters Dynafit. Er ist Speaker, WWF-Botschafter, hat die Marke „Helping Band“ gegründet, die sich dem Erhalt und Ausbau von Natur- und Meeresschutzgebieten verschrieben hat, und er ist Ehemann und dreifacher Vater.
Der Mann hat sehr viel Energie – für viele vielleicht sogar zu viel. Doch wenn man sie richtig einsetzt, dann kann diese Energie zum Erfolg führen. „Ich habe dieses Ventil gefunden und dadurch gelernt, diese enorme Energie auch zielgenau einzusetzen. Mittlerweile möchte ich sogar noch mehr Energie haben, weil ich weiß, wie ich sie effizient nutzen kann.“
Als Kind sah die Sache noch anders aus. Schon damals hatte Benedikt Böhm sehr viel Energie, was ihm vor allem in der Schule Schwierigkeiten bereitete. Konzentrationsprobleme und den Drang, sich körperlich auszupowern. Seine Eltern haben relativ schnell erkannt, dass er diese überschüssige Energie und Kraft positiv kanalisieren muss. Und so kam er zum Leistungssport Skilanglauf.

Benedikt Böhm begab sich auf eine Expedition nach Nepal (7.246 Meter, Dhaulagiri VII), kletterte hoch und fuhr wieder hinab in insgesamt weniger als acht Stunden!
„Das ist schon eine kleine Erfolgsgeschichte. Ein Familienumfeld, das erkennt, was zu tun ist, um bei einer Person aus einem Manko etwas Positives herauszuziehen.“
Aber das war erst der Anfang. Böhm wusste sehr schnell, dass es mit Skilanglauf alleine nicht getan war, dass er mehr wollte, dass er mehr konnte. „Ich habe verstanden, was für ein großartiges Leben wir führen dürfen,
und ich wollte und möchte nach wie vor die Potenziale und den Tag ausnutzen. Und das maximal. Heute bin ich sehr dankbar für das Energiepaket, welches ich mitbekommen habe. Für mich ist der Tag im positiven Sinne wie ein Rennen. Ich weiß, dass auch ich nur durchschnittlich 650.000 Stunden auf diesem Planeten sein werde – wie wir alle hier. Und ich möchte diese Zeit
effizient nutzen.“
Effizient ist: Wenn man um 4 Uhr aufsteht und dann 2.600 Höhenmeter hinter sich bringt, den Ausblick von der Alpspitze genießt, danach runterläuft, die Kinder einpackt, mit denen eine Skitour macht, vielleicht danach noch schwimmen geht, am Abend ein paar E-Mails beantwortet und abschließend mit der Ehefrau noch zum Essen geht. So sieht ein perfekter Tag bei
Benedikt Böhm aus. Zu viel für andere – fühlt sich für Böhm richtig an.
„Du musst für etwas brennen, dann kannst du auch erfolgreich sein.

Benedikt Böhm besteigt 8.000 Meter hohe Berge nicht nur ohne Sauerstoff und Fremdhilfe, sondern auch noch extrem schnell im sogenannten „Speed-Stil“. / Foto: © Roberto Bragotto
Wichtig ist, zu wissen, wie man seine Energie dafür einsetzt, aber auch, wann man sie einfach nur weglässt.
Das sind Dinge, die ich beim Bergsteigen der 8.000er gelernt habe, die sich aber auch im Berufsleben auszahlen. Wenn man auf die höchsten Berge steigt, dann ist es wichtig, seine Stärken und Schwächen zu kennen. Dort ist ein hohes Maß an Eigenverantwortung gefragt.“ Benedikt Böhm hat in seiner Karriere als Extrembergsteiger und -skifahrer bereits einige 8.000er bestiegen. Höhen, für die man normalerweise 3-4 Tage benötigt, absolvierte Böhm in 12-16 Stunden nonstop.
Natürlich muss man da Entscheidungen treffen, die essenziell sind. Zum Beispiel ist es viel schwieriger zu entscheiden, was man NICHT mit zum Gipfel nimmt. Leichtigkeit bedeutet Schnelligkeit. Man muss unbedingt leicht bleiben und die Konzentration auf das Essentielle erfordert die Fähigkeit, tief im Detail zu sein. Der Profi weiß genau, was er braucht, um den Gipfel zu erreichen, und lässt alles andere kompromisslos weg. Das Weglassen fällt uns im Zeitalter des Konsumismus und der unbegrenzten Möglichkeiten besonders schwer. Das gilt nicht nur am Berg, sondern auch im normalen Privat- und Berufsleben. Es ist immer wieder die Frage: Ist meine Zeit hier gut für meine Ziele investiert.
Benedikt Böhm geht Dinge mit Leidenschaft an. Nicht nur die Besteigung der 8.000er, sondern auch seinen Erfolg bei Dynafit hat er seiner Leidenschaft zu verdanken. „Ich habe in England und

Benedikt Böhms Vorträge bestehen aus atemberaubenden Bildern und kurzen Videoclips mit seltenen Aufnahmen auf den höchsten Bergen der Welt. / Foto: © Ian Georg Strohbücker
den USA studiert. Viele meiner Kollegen landeten danach bei bekannten Beratungsfirmen. Ich dagegen habe bei einem insolventen Skiausrüster angefangen. Zu einer Zeit, als die meisten gar nicht wussten, was Skitouren überhaupt sind. Aber ich hatte den festen Glauben, dass sich aus der Marke und dem Skitourensport was Großes machen lässt. Ich habe dafür gebrannt. Zum Glück hat dies der Inhaber von Dynafit, Heiner Oberrauch, seinerzeit erkannt und mich eingestellt. Und ich habe wiederum Leute gefunden, die ich mitreißen konnte. Und so wurde aus einem 3 Millionen-Euro-Unternehmen ein über 100 Millionen-Euro-Unternehmen. Heute ist Dynafit der globale Marktführer in Skitourenausrüstungen und ich weiß, dass das Unternehmen noch sehr
viel Potenzial hat.“
Benedikt Böhm verfolgt einen recht einfachen und fast schon bescheidenen Weg des Erfolgs. Jeder Mensch brennt für etwas. Er muss nur gewillt sein, herauszufinden, für was, und dann sein Ziel konsequent verfolgen. Aber, Böhm weiß auch, dass alles mit einem gewissen Maß an Arbeit aber vor allem auch mit dem Umfeld verbunden ist. „Natürlich ist es einfacher, wenn man Menschen um
sich hat, die einen unterstützen, die das Talent in dir wecken. Wenn mir nicht der Weg zum Sport geebnet worden wäre, dann wäre mein Leben vielleicht ganz anders verlaufen.
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