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Dagmar Wöhrl

Unternehmerin, Jurorin und ehemalige Parlamentarische Staatssekretärin

„Sozial-Kompetenz ist für mich ein Must-have“

Fachkompetenz, Sorgfalt und Empathie sind für Dagmar Wöhrl Must-haves in ihrem Beruf. / Foto: Dagmar Wöhrl

Eigentlich wollte sie Tierärztin werden, aber dafür reichten ihre Noten nicht. Stattdessen studierte Dagmar Wöhrl Jura. Richtige Entscheidung: Heute ist die 67-Jährige eine der bekanntesten Unternehmerinnen Deutschlands. Nach ihrer politischen Karriere kennt das TV-Publikum sie als Jurorin der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“. Und nicht nur im übertragenen Sinn kann sie mit ihrer Tierliebe doch noch Gutes tun: Neben ihren vielen sozialen Projekten für Menschen in Not engagiert sich die ehemalige Miss Germany für das Nürnberger Tierheim. Obwohl sie als Ehefrau des Unternehmers Hans Rudolf Wöhrl nicht unbedingt arbeiten müsste, war es ihr stets wichtig, finanziell unabhängig zu bleiben und ihr Leben eigenverantwortlich zu führen. Eine Erfolgsgeschichte!

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten großen, materiellen Wunsch, den Sie sich erfüllt haben?
Ein neues Auto! Dieser Wunsch hat zu meinem Ausflug in die Model-Branche geführt. Weil es bei der Miss Germany 1977 einen Neuwagen zu gewinnen gab, habe ich überhaupt teilgenommen. Ich brauchte damals unbedingt ein Auto, weil mein alter Mini den Geist aufgab. (lacht)

Was bedeutet heute für Sie Luxus?
Ich glaube, ich bin kein klassisches Luxus-Girl. Ich habe nicht den Schrank voller Taschen und ich trage auch nicht immer die neusten Schuhe. Luxus bedeutet für mich, mir viele meiner Wünsche selbst erfüllen zu können, ohne jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen. Wenn man dann noch die Möglichkeit hat, Menschen zu unterstützen, die nicht auf der Sonnenseite stehen, das ist sehr erfüllend. Mein großes Glück ist, dass meine Mama noch lebt und sie noch Teil meines Lebens ist.

Engagiert sich unter anderem für das Nürnberger Tierheim / Foto: Dagmar Wöhrl

Was war die größte Schwierigkeit, die Sie auf Ihrem Weg zum Erfolg überwinden mussten?
Eine Herausforderung war sicherlich mein Wechsel in die Bundespolitik. Das war eine große Umstellung, auch für meine Familie. Im Jahr war ich mindestens 22 Wochen nicht zu Hause. Das hieß eine komplette Umstellung unseres Familienlebens. Unter der Woche war mein Mann Mutter und Vater in einem. Ich war aus der Ferne für die Hausaufgaben zuständig. Damals war das alles sehr umständlich – Handys gab es noch nicht – und funktionierte nur, wenn wir uns die Aufgaben per Fax hin- und herschickten. Das waren die privaten Herausforderungen. Beruflich musste ich mich als Frau erst einmal behaupten und darum kämpfen, meine vorhandene Expertise als Rechtsanwältin und Unternehmerin auch einbringen zu können.

Wie vereinbaren Sie heute Beruf und Privatleben?
Bei mir haben beide nie in direkter Konkurrenz gestanden. Als Mitglied eines Familienunternehmens gibt man die Firma nicht an der Garderobe ab, sobald man das eigene Zuhause betritt. Die Arbeit hat bei uns immer mit am Essenstisch gesessen, egal ob am Morgen oder am Abend. In der heutigen Zeit kann man von jedem Ort aus arbeiten, sodass ich selbst im Familienurlaub die nötigsten Dinge erledigen kann.

Was war – außer den Noten – eigentlich ausschlaggebend für Ihre Berufswahl?
Mir wurde meine Liebe für Bücher schon in die Schultüte gelegt. Außerdem habe ich akribisch meine Hefte geführt und meine Vorliebe für chronologische Abläufe entdeckt. Als lösungsorientierter Faktenmensch schien mir Jura da perfekt zu passen. Meine weiteren Karriereschritte waren allerdings meistens ungeplant. Dass ich nach meinem zweiten Staatsexamen eine eigene Kanzlei gründen würde, war für mich zwar schon während des Studiums klar, die Übernahme der Rechtsabteilung unseres Familienunternehmens schon weniger. 1990 begann ich, politische Luft zu schnuppern. Dies verdankte ich einem hartnäckigen Anwaltskollegen, der mir zusprach, für die CSU im Stadtrat zu kandidieren. Den vier Jahren im Stadtrat folgten 23 Jahre im Deutschen Bundestag, unter anderem als Parlamentarische Staatsekretärin des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie – das war sicher mit der einschneidendste Schritt.

23 Jahre war sie im Deutschen Bundestag, unter anderem als Parlamentarische Staatsekretärin des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie. / Foto: Dagmar Wöhrl

Gab es auch Rückschläge während Ihrer Karriere?
Natürlich! Ursprünglich sollte ich Luftfahrtkoordinatorin der Bundeskanzlerin werden. Da aber mein Mann zum damaligen Zeitpunkt Luftfahrtunternehmen besaß, erfanden Lufthansa und Opposition einen Interessenkonflikt, indem man suggerierte, dass mein Mann davon profitieren könnte. Dabei wäre das Thema Luftverkehrsrechte gar nicht in meinem Verantwortungsbereich gefallen, sondern hauptsächlich Technologie. Bei einem Mann hätte man nie hinterfragt, was die Frau beruflich macht, bei einer Frau dagegen schon (lacht). Am Ende wurde ich Maritime Koordinatorin der Kanzlerin. Eine Berufung, die ich nicht missen möchte.

Wer hat Sie auf Ihrem Weg am meisten unterstützt?
Mein Mann! Er ist seit bald vierzig Jahren an meiner Seite und ich habe jede berufliche Entscheidung mit ihm zusammengetroffen. Anfang der 80er Jahre war es nicht selbstverständlich, dass sich eine Frau so ohne Weiteres selbst verwirklicht, schon gar nicht, wenn sie mit einem erfolgreichen Unternehmer verheiratet ist. Ich habe aber schon immer meinen Unterhalt selbst verdient, wollte meine Selbständigkeit und Unabhängigkeit nicht aufgeben. Auch als unsere zwei Kinder schon auf der Welt waren, hat mein Mann mich bestärkt, meine beruflich neuen Herausforderungen anzugehen. Ohne seine Unterstützung und die meiner Mama, die sich rührend um ihre Enkel gekümmert hat, wäre meine politische Karriere nicht möglich gewesen.

Apropos Menschen unterstützen: Sie selbst engagieren sich in vielen Projekten für Menschen in Not. Wie wichtig ist Ihnen soziales Engagement?
Sozial-Kompetenz ist für mich ein Must-have. Gerade wenn man erfolgreich ist. Ich würde mir aber wünschen, wenn sich noch mehr sozial engagieren würde, egal, in welchem Bereich sie tätig sind. Dafür braucht es auch keine großen Geldbeiträge. Oftmals hilft es schon, wenn man sich z.B. Zeit nimmt, um älteren Menschen vorzulesen oder einfach zuzuhören. Auch Tierheime freuen sich immer über ehrenamtliche Helfer. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, ohne soziales Engagement zu leben. Mich erfüllt es mit Freude, wenn ich benachteiligten Kindern wenigstens für kurze Zeit mit meinem Tun, ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann. Deshalb bin ich auch stellvertretende Vorsitzende von Unicef Deutschland und Vorstandsmitglied bei der TUI Care Foundation. Und mit unserer eigenen kleinen Stiftung, die wir zu Ehren unseres verstorbenen Sohnes gegründet haben, unterstütze ich auch viele Projekte in Deutschland und der Welt. Unsere Emanuel-Wöhrl-Stiftung konnte z.B. schon in Afrika, Nepal oder Sri Lanka hilfreiche Arbeit leisten. Darauf bin ich wirklich stolz!

Welche weiteren Must-Haves braucht es in Ihrem Beruf?
Fachkompetenz, Sorgfalt und Empathie. Außerdem ist ein gutes Netzwerk das „A“ und „O“ in der heutigen Berufswelt. Daher kann ich nur jedem raten, sich frühzeitig zu vernetzen und dieses Netzwerk auch zu pflegen. Dafür braucht es Kommunikationsfreude, Kreativität und Leidenschaft für die Sache.

Als Jurorin in der TV-Sendung “Die Höhle der Löwen” ist Dagmar Wöhrl schon seit Jahren tätig. / Foto: Dagmar Wöhrl

Von diesen Tipps profitieren sicher auch Ihre Schützlinge bei „Die Höhle der Löwen“. Wie beeinflusst Sie die Arbeit mit den Gründern?
Ich liebe es, mit meinen Start-ups Strategien zu erarbeiten und dann zu sehen, wie diese auch funktionieren. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn meine Gründer erfolgreich sind! Das beflügelt mich, in dieser Richtung noch weiter aktiv zu sein.

Wie leiten Sie Ihr eigenes Team?
Ich sehe mein Team eher als Partner. Daher habe ich auch schon sehr lange die gleichen Menschen um mich herum. Vertrauen, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit sind Attribute, auf die ich großen Wert lege. Dazu gehört für mich auch, offen für konstruktive Kritik zu sein. So kann ich mich weiterentwickeln und wir erreichen gemeinsam die größten Erfolge.

Welche Ziele in Sachen Erfolg setzen Sie sich persönlich für die Zukunft?
Wirklich neueZiele verfolge ich zurzeit nicht. Wichtig für mich ist, meine Nachfolge in meinen charitativen Projekten zu regeln, damit diese nachhaltig fortgeführt werden können. Dies liegt mir sehr am Herzen.

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Seien Sie gespannt, welche spannende Persönlichkeit in den nächsten Tagen folgt! Alle anderen Interviews finden Sie hier.

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