Eva Lind Sängerin

Sie ist aus der Klassikszene nicht mehr wegzudenken: Opernsängerin Eva Lind. © Jens van Zoes
„Immer 110 Prozent geben“
Eine kristallklare Stimme und eine sympathische Ausstrahlung: Eva Lind zählt zu den bekanntesten klassischen Sängerinnen unserer Zeit. Die gebürtige Innsbruckerin stand von Mailand bis New York auf allen großen Bühnen der Welt. Auch aus dem TV ist ihr Gesicht nicht mehr wegzudenken.
Im zarten Alter von drei Jahren wusste Eva Lind schon, was sie später einmal werden will: Opernsängerin. Gemeinsam mit ihren Eltern sah sie damals die Übertragung der Oper „Carmen“ im TV. Da war es um sie geschehen. Ein paar Jahre später – vier an der Zahl – bekam die kleine Eva von ihrer Großmutter eine Langspielplatte mit der Gesamtaufnahme der berühmten „Zauberflöte“ geschenkt. „Wenn niemand zu Hause war, habe ich alle Partien mitgesungen, vom Sarastro bis zur Königin der Nacht“, verrät sie. Dass sie mit 19 Jahren – ihr Gesangsstudium am Tiroler Landeskonservatorium hatte sie da bereits abgeschlossen – ihr Debüt an der Wiener Staatsoper in ebendieser Rolle als „Königin der Nacht“ feiern durfte, bezeichnet Eva Lind als „Traum“, der in Erfüllung ging. Es war der Start in eine steile Karriere.
Seither ist Eva Lind aus der Klassikszene nicht mehr wegzudenken. In den renommiertesten Opernhäusern der Welt stand sie schon auf der Bühne: In Paris, London, New York, Berlin, München, Stuttgart, Zürich, Mailand, Madrid, Buenos Aires, Tokyo oder Shanghai bezauberte sie das anspruchsvolle Publikum in den Paraderollen der Operngeschichte. Dazu moderierte sie in mittlerweile knapp zwei Jahrzehnten schier unzählige TV-Formate im österreichischen und deutschen Fernsehen.
Doch wie erreicht man all das? Eva Linds ganz persönliche Erfolgsformel hat mehrere Komponenten: „Die Stimme wurde mir geschenkt. Dann sind aber natürlich auch Fleiß und Ausdauer ungeheuer wichtig sowie, auf dem Boden zu bleiben und sich realistisch einschätzen zu können“, sagt sie. Besonders wichtig sei allerdings, unbeirrt den Weg einzuschlagen, von dem man selbst überzeugt sei, erklärt sie weiter und fasst ihr Erfolgsrezept schließlich mit einem Zitat von Philosoph Augustinus Aurelius zusammen: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“
Diese Begeisterung für klassische Musik war für Eva Lind seit Kindheitstagen Antrieb – und ist es bis heute geblieben. Für ihre Karriere musste die 54-Jährige viel investieren. „Auch wenn man abends strahlend auf der Bühne steht, ist Operngesang körperliche Schwerstarbeit und man muss viele Entbehrungen in Kauf nehmen: stundenlanges Üben, keine Discobesuche als Teenager, vor dem Auftritt keine Schokolade“, verrät sie und lacht. Rückblickend würde sie vielleicht etwas weniger Zeit ins Proben investieren und das Leben mehr genießen, denn Zeit für die wichtigen Dinge im Leben ist für Eva Lind ein Luxus. Auf der anderen Seite: Zu den wichtigsten Dingen in Eva Linds Leben zählt eben die Musik. „Wenn man Musik liebt, dann verschwimmen die Grenzen zwischen Hobby und Beruf“, sagt sie.
Neue Inspiration schöpft Eva Lind in ihrem Garten. Den habe sie gerade in letzter Zeit als Refugium neu entdeckt, verrät sie. „Die körperliche Arbeit, zum Beispiel beim Rasenmähen, Heckenschneiden oder Kartoffelernten macht mir riesigen Spaß, erdet mich und gibt mir neue Kraft.“ Daneben reist sie gerne. Die Welt – vor allem aber Afrika – mit all ihren Facetten zu entdecken, ist Eva Linds große Leidenschaft neben der Musik. „Wenn ich könnte, würde ich mich permanent auf Weltreise befinden. Aber dann steht auch schon wieder die Apfelernte im Garten an“, scherzt sie.
Von Jonas Raab