ISABEL GRUPP


Ich will andere ermutigen, ihre Träume zu realisieren

Sie wurde in eine erfolgreiche und angesehene Unternehmerfamilie geboren – und schlägt sich wacker in der noch immer von Männern dominierten Kunststoffbranche: Isabel Grupp führt gemeinsam mit ihrem Vater Johannes die Firma „Plastro Mayer, die Teile und Geräte für bekannte Konzerne fertigt und so in fast jedem deutschen Haushalt vertreten ist. Die 36-Jährige, die auch als Keynote-Speakerin gefragt ist, will vor allem auch anderen Frauen zeigen, dass wirklich alles möglich ist, wenn man dafür brennt.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Erfolg ist, wenn ich zufrieden mit dem bin, was ich tue. Wenn ich sinnstiftende Aufgaben habe – und wenn ich andere ermutigen kann, ihre Träume zu realisieren und selbst Erfolg zu haben.

Wollten Sie immer ins Familienunternehmen einsteigen?

Ich habe mich lange nicht damit beschäftigt. Irgendwann, während meines BWL-Studiums in New York, hat mein Vater angerufen und meinte, er fände es schön, wenn ich einsteigen würde – und zwar direkt nach meinem Master ohne Umwege in andere Unternehmen. Und so habe ich die Chance genutzt. Was mein Vater mir empfiehlt, kann ja nicht so schlecht sein. Dass ich etwas Unternehmerisches machen werde, war eh klar. Das liegt bei uns in den Genen …

Wer sind ihre größten Vorbilder?

Meine Eltern. Meine Mutter ist eine grandiose Frau mit viel Stil. Sie begleitet mich mit unglaublich viel Liebe, Fürsorge und Vertrauen durch mein Leben und trägt einen großen Anteil daran, dass ich so selbstbewusst und zielstrebig geworden bin. Und mein Vater ist für mich auf geschäftlicher Ebene, als Unternehmer mit absoluter Leidenschaft, mein größtes Vorbild, mein Mentor und mein bester Freund. Ich genieße jede einzelne Minute mit ihm im Arbeitsalltag.

Nehmen Sie geschäftlichen Themen auch mit in den familiären Alltag?

Mein Vater und ich gehen unter der Woche jeden Tag zusammen Mittagessen, da sprechen wir viel übers Geschäft. Wenn wir mal am Wochenende zusammen sind, sind wir im privaten Modus. Ich möchte auch noch Tochter sein dürfen. Es war aber ein Prozess, da hinzukommen.

Bei welchen Themen merken Sie, dass vielleicht doch ein Generationenkonflikt besteht?

Einen Konflikt gibt es nicht, aber wir haben einen unterschiedlichen Arbeitsstil. Ich bin sehr digital unterwegs, mein Vater nutzt gern noch Papier. Wir führen auch verschieden. Er ist gern tief in die Prozesse involviert, ich gebe eher größere Freiräume und einen kleinen Vertrauensvorschuss. Alles hat sein Für und Wider. Bei uns leben beide Stile parallel. Aber was kaufmännische Themen angeht, sind wir absolut einer Meinung.

Was würden Sie Frauen raten, die wie Sie in einer männerdominierten Branche Erfolg haben wollen?

Man muss kein aufgesetztes, dominantes, männliches Ich an den Tag legen, um Erfolg zu haben.

Ich sehe oft, dass versucht wird, das Weibliche zu verstecken. Mich befremdet das ein bisschen – Frau kann doch Frau sein. Ich bin zum Beispiel etwas emotionaler, dafür bin ich aber auch sehr empathisch, gehe auf Menschen ein und höre Bedürfnisse raus.

Was bedeutet es, in eine Unternehmer-Familie reingeboren zu sein?

Man hat bessere Grundvoraussetzungen, das gebe ich offen zu – aber es wird auch viel erwartet. Es ist ja nicht so, dass die Tochter eines Unternehmers grundsätzlich selbst auch die Fähigkeit hat, Unternehmerin zu sein. Aber davon wird ausgegangen. Beim Sohn eines Fußballprofis ist nicht selbstverständlich, dass er später auch Fußballprofi wird. Deshalb sage ich immer, es ist Fluch und Segen zugleich. Man verspürt schon den Druck, ob man das wie der Vater weiterführen kann. Und wenn Sie als Tochter vom Chef einen Fehler machen, wird der auch deutlicher wahrgenommen. Es ist eben nicht nur ein Vorteil …

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?

Ich habe eine tolle Familie und finde Zeit für meine engen Freunde und meinen Partner. Irgendwann merkt man aber, dass man sich nur auf eine Handvoll Menschen konzentrieren kann, mehr kann ich einfach nicht stemmen. Ich bin trotzdem zufrieden, wie es ist, weil ich leidenschaftlich gern arbeite.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ein gutes Bauchgefühl und dass ich an mich glaube. Meine Mutter hat mir als Kind immer gesagt, dass es nichts gibt, das ich nicht schaffe. Sie hat mir sehr viel zugetraut und das war für mich und mein Selbstbewusstsein wichtig – dadurch habe ich selbst den Mut, mir alles zuzutrauen.

Frauen neigen dazu, selbst Ihre schärfsten Kritiker zu sein …

Das stimmt. Aber irgendwann habe ich angefangen, darauf zu achten, wie ich in Gedanken mit mir rede. Man sagt sich so oft, wie blöd man ist – aber mittlerweile habe ich gelernt, lieb zu mir zu sein. Ich nehme mir auch immer mal wieder Auszeiten.

Man muss die Balance halten, darf nicht zu streng zu sich sein und muss sich auch mal was gönnen.

Es bringt nichts, sich auszubrennen.

Welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?

Sei lockerer! Ich war sehr strukturiert und habe alles schnell abgearbeitet. Für mich wäre es zum Beispiel ein Unding gewesen, ein Jahr länger zu studieren als notwendig. Heute denke ich, ich hätte auch ein Jahr mehr ins Ausland gehen und Erfahrungen sammeln können.

©Bilder: Sabina Radtke