Seit fast drei Jahrzehnten ist Kai Ebel u. a. als Mr. Boxengasse dem TV-Publikum bekannt. Anders als von Neidern behauptet, sind es nicht seine Outfits, die für seinen Erfolg entscheidend waren.
Er ist schon so lange im Geschäft, dass die Jüngeren unter uns gar nicht mehr wissen, was früher da war: Kai Ebel oder die Formel 1. Einen Hinweis auf die Antwort könnte der Zusatz bei der Angabe seines Geburtsdatums auf seiner Webseite geben: „30.08.1964 nach Christus“. Über 500 Mal berichtete der Mönchengladbacher live aus der Boxengasse von der Königsklasse des automobilen Rennsports und wurde im Lauf der Jahre beim Publikum fast genauso bekannt wie seine Gesprächspartner, zu denen von Niki Lauda über Michael Schumacher bis Sebastian Vettel alle großen Stars dieser Sportart gehörten. Dank seiner fachlichen Kompetenz, seines sympathischen Auftretens und vielleicht auch wegen seines unverwechselbaren, unübersehbaren Kleidungsstils, schaffte es Kai Ebel, selbst zu einer Marke zu werden. Auf dem Weg dorthin geholfen hat ihm seine Art, mit Schwierigkeiten wie dem Wechsel von Übertragungsrechten oder neuen Chefs umzugehen: „Ich habe schon immer mit Steinen, die im Weg lagen, etwas Schönes gebaut“, erzählt er augenzwinkernd. Kreativität, Spontanität, Hartnäckigkeit sind ebenso Teil seines Erfolgsrezepts wie der unerschütterliche Glaube an sich selbst: „Ich glaube an das, was ich tue. Diesen Glauben darf man nie verlieren, auch wenn andere Entscheidungen treffen, durch die der eigene Weg verändert wird.“
Die Begeisterung für den Sport erwachte in dem jungen Kai schon früh, eines seiner größten Vorbilder zu Jugendzeiten war die Kung-Fu-Legende Bruce Lee. Nach dem Abitur entschied er sich für ein Studium an der Deutschen Sporthochschule in Köln, das er als diplomierter Sportlehrer abschloss. Statt in die Schule zog es ihn aber zum damals noch jungen Privatfernsehen, das ihn ebenso wie der Sport schon früh begeistert hatte. „Dort habe ich am Anfang beruflich so viel gelernt wie später nie wieder“, erinnert sich der 58-Jährige. Neben der Formel 1 hatte es ihm auch das Boxen angetan.
Schon zu Beginn seiner Karriere als Reporter träumte er davon, mal im Smoking als Sprecher im Boxring zu stehen. „Hat geklappt“, sagt er heute grinsend. Neben seinen Einsätzen bei regulären Boxkämpfen präsentierte der Moderator auch das Promi-Boxen bei RTL. Dass er seit seinen ersten Einsätzen vor der Kamera in den 1980erJahren bis heute viele solcher außergewöhnlichen Momente erlebte, versteht sich von selbst. So sang er live im TV für Lionel Ritchie dessen Lied „Hello again“ und für Heidi Klum ein Geburtstagsständchen. Die unterhaltsamsten Erinnerungen gibt er in dem Bühnenprogramm „Hollywoodstars, Boxenblondinen und Hartgeldluden“ zum Besten, mit dem er auch 2023 auf Tour ist. Außerdem hat er seine Erinnerungen in dem Buch „Von Schumacher bis Schumacher – Meine Zeit in der Formel 1“ aufgeschrieben, das Ende 2021 erschienen ist. Darin packt er die lustigsten Anekdoten aus und erörtert, wie die Formel 1 von einem Himmelfahrtskommando zu einem zentralen Innovator für Unfallsicherheit wurde, auch außerhalb des Rennzirkus.
Insgesamt habe es früher weniger Einschränkungen bei der Arbeit gegeben, sagt Ebel. „Politische Korrektheit war nicht so wichtig.“ Auch die Faktoren, die zum Erfolg führen, haben sich verändert: „Heute brauchst du Beziehungen und musst – leider – an die jeweilige Lage anpassbar sein.“ Persönlich gönne er den Erfolg eher den Underdogs. „Weil die es schwerer haben“, sagt der Star, der selbst „nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde“. Anderen in seinem persönlichen Umfeld zu helfen, ist für ihn deshalb selbstverständlich. So selbstverständlich, dass „man darüber nicht reden muss“.
Für ihn zählt bei der Arbeit neben dem Spaß an der Sache inzwischen die Unabhängigkeit und die Freiheit, dabei keine faulen Kompromisse mehr eingehen zu müssen. Letzteres gilt auch für seine persönliche Zeiteinteilung zwischen Beruf und Privatleben: „Das klappt heute als Freiberufler sehr gut. So gesehen hätte ich mich schon früher selbstständig machen sollen.“ Apropos Privatleben: Seit 2009 ist Ebel mit der Malerin Mila Wiegand verheiratet, die für ihn „enorm wichtig ist“, wie er verrät. „Sie ist mein täglicher Rückhalt und immer ehrlich.“ Private Erfolge feiert er am liebsten gemeinsam mit ihr. „Zum Beispiel bei der Wahl des richtigen Restaurants oder Outfits“, erzählt er lachend. Seinem teils extravaganten Kleidungsstil widmete der Rapper Eko Fresh sogar einen Song, den „Kai Ebel Style“, in dem es unter anderem heißt: „Ich geh heute Kai Ebel Style, genau so was finden Mädels geil,“ und: „Er ist ‘ne Stilikone“! Dass die Zeilen nicht ganz ernst gemeint sind, ficht Kai Ebel nicht an, im Gegenteil: Zu einem Schauspiel-Auftritt als Hehler in der RTL-Soap „Unter Uns“ brachte er seine eigenen Klamotten mit.
„Mir macht das eben Spaß! Mich besonders anzuziehen, ist für mich wie Zähneputzen, das gehört einfach dazu!“
Vielleicht stammt der Hang zum ausgefallenen Look ja von einem Vorbild aus der frühen Kindheit der RTL-Legende, die auch schon in Formaten wie „Let‘s Dance“, „Entern oder kentern“ und „Alarm für Cobra 11“ glänzte: „Damals fand ich Winnetou, den Häuptling der Apachen, total cool!“
Nur ein anderes Accessoire ist in Kai Ebels Augen für seinen Job noch wichtiger als das richtige Outfit: „Ein funktionierendes Mikrofon.“