DIANA HEINRICHS


Wir brauchen neue Lösungen für unsere alternde Bevölkerung

Mit einer für Jungunternehmer:innen eher untypischen Zielgruppe vor Augen gründete  Diana Heinrichs  2017 ihr MedTech-Unternehmen Lindera und schafft einen neuen Standard in der Bewegungsanalyse.

Mit Anfang 30 den Beruf zu wechseln, ist für viele etwas völlig Normales. Nachdem die ersten aufregenden Jahre des Arbeitslebens vorüber sind, begeben sich die meisten Menschen auf die Suche nach neuen Aufgaben und Herausforderungen. Bei namhaften Konzernen angestellt zu sein und hohe Positionen im Laufe der Karriere zu erreichen, ist für viele das erklärte berufliche Ziel, aber längst nicht für alle.

Diana Heinrichs entschied sich für einen anderen Weg und wagte den Schritt, ihre Karriere bei Microsoft an den Nagel zu hängen. Um unser Gesundheitssystem zu verändern und Senior:innen im Alter vor Stürzen zu schützen, gründete sie 2017 das MedTech-Unternehmen Lindera. Mit Lindera entwickelte sie die erste digitale und KI-basierte 3-D-Bewegungsanalyse, die per App und Smartphone funktioniert und nachweislich das Sturzrisiko von Senioren reduziert.

Diese Entscheidung fiel der Gründerin rückblickend alles andere als leicht: „Für die Gründung habe ich mich lange mit meiner Idee auseinandergesetzt – und dem Gedanken, ob ich im Falle eines Scheiterns wieder einen Job finde. Gleichzeitig fragte mich die Stimme auf der anderen Schulterseite immer wieder: Kann ich es mir als Seniorin verzeihen, es nicht wenigstens versucht zu haben?“

Die wachsende Schere zwischen alternder Bevölkerung, fehlenden Präventionsmaßnahmen und Fachkräftemangel war schließlich die Initialzündung für die Entwicklung der ausgeklügelten Lindera Sturz­App. Seither arbeiten Diana und ihr vierzigköpfiges Team an dem Ziel, einen weltweiten Standard in der präzisen und präventionsorientierten Bewegungsdiagnostik zu setzen. Ferner soll die digitale Pflegeanwendung dazu beizutragen, New Work in der Pflege zu etablieren. Ihre tägliche Arbeit vergleicht Diana gerne mit einem Marathonlauf: „Die Pflegebranche hat lange keine Neuerungen und Innovationen erfahren, weil keiner daran glaubte, dass ältere Menschen und Pflegekräfte eine digital gestützte Versorgung begrüßen.

Es erfordert Durchhaltevermögen, Energie und ein klares Ziel vor Augen.

Jeder neue Partner markiert ein neues Highlight. Es zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Die mathematische Lösung für den Themenkomplex Sturz hatte Heinrichs bereits formuliert. Bei der Suche nach einer geeigneten Datenwissenschaftlerin oder einem Datenwissenschaftler zur digitalen Umsetzung stieß sie jedoch lange Zeit auf Ablehnung: „Mir wurde immer wieder gesagt, dass es unmöglich sei, die menschlichen Bewegungsabläufe über eine Smartphone-Kamera präzise zu modellieren. Heute kommt der technologische Kern ohne zusätzliche Sensoren oder Hardware aus. Diese Erfahrung hat mich hartnäckiger und selbstbewusster werden lassen“.

Fünf Jahre nach der Unternehmensgründung hat sich an Dianas Ziel nichts geändert, im Gegenteil: Ihre Hartnäckigkeit und Geduld haben sich ausgezahlt und treiben sie und ihr Team jeden Tag weiter an. „Die Gesundheitsversorgung ist das Rückgrat unserer Gesellschaft. Wir wollen Stürze im Alter weltweit zu einem lösbaren Problem machen, damit KI-basierte Spitzenmedizin nicht länger für wenige, sondern Millionen zugänglich ist. Gleichzeitig treiben wir neue, intelligente und digital gestützte Arbeitskonzepte im Gesundheitssektor voran. Mir liegt viel daran, unsere reaktive Gesundheitsversorgung in eine präventionsorientierte zu wandeln. Ganz klar sind digitale Technologien bei diesem Wandel wegweisend.“

Jungen Menschen rät sie, bei der Unternehmensgründung keine Angst vor großen Schritten zu haben und mit ausdauernder Leidenschaft, Geduld, Wertschätzung und Hartnäckigkeit dranzubleiben.