André Ortolf hält die meisten Rekorde in Deutschland: Über 100 stehen im Guinness-Buch der Rekorde. Er sagt: „Man kann alles erreichen, was man sich vorstellt.“
Wie viele Rekorde hältst du aktuell?
Offiziell anerkannt sind 102, es stehen aber weitere aus, die von Guinness noch bestätigt werden müssen. Allerdings verliere ich immer wieder auch welche.
Kannst du dich noch an alle Rekorde erinnern, die du je aufgestellt hast?
Ja. Manche habe ich drei-, viermal gemacht. Denn wenn ich einen verliere, versuche ich immer, ihn mir zurückzuholen. Insgesamt habe ich zwischen dreihundert und vierhundert Rekorde gebrochen.
Du hast mit 19 Jahren deinen ersten Rekord aufgestellt. Was hat dich damals motiviert?
Es gab damals einen Amerikaner, der 200 Rekorde hielt. Das fand ich super spannend. Einer seiner Rekorde war, auf 100 Metern die schnellste Zeit auf Clogs zu laufen, diesen holländischen Holzschuhen. Ich war damals im Leichtathletik-Verein, wusste also, wie schnell ich auf 100 Metern war, und dachte mir: „Das probiere ich auch mal.“ Und siehe da: Es klappte. Von da an habe ich dann immer weiter gedacht: 100 Meter in Skistiefeln, Seilspringen in Skistiefeln und so weiter.
Über die Jahre hat es sich zu einem Hobby entwickelt, Rekorde aufzustellen.
Kannst du dir Kategorien für deine Rekorde ausdenken oder gibt es Vorgaben?
Früher war es leichter, eigene Ideen einzubringen. Inzwischen gibt es für fast alles einen Rekord und ich suche mir vorhandene Ideen oder bekomme Vorschläge von Guinness.
Was ist heute deine Motivation, all diese Rekorde aufzustellen?
Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, sowohl beim Sport als auch im Geschäft. Ich bin ein verbissener Hund. Aber natürlich darf der Spaß nicht fehlen. Wenn es keinen Spaß macht, ist es Arbeit, und Arbeit habe ich schon genug. Ich möchte zeigen, dass man alles erreichen kann, was man sich vorstellt. Ich wollte schon 2013 100 Rekorde aufstellen und alle hielten mich für verrückt. Inzwischen habe ich es geschafft.
Das ist oft im Leben so: Man wird belächelt, bis man es dann wirklich macht.
Da unterscheiden sich Rekorde nicht groß von anderen Zielen im Leben.
Du hältst auch einige eklige Rekorde wie das meiste Marmite in einer Minute essen. Warum machst du das?
Ich kann sehr gut essen. Und gerade weil jeder sagt, dass das eklig ist, bin ich motiviert, es zu machen. Beim Rekordebrechen geht es ja auch darum, die eigenen Grenzen zu überwinden.
Gibt es Rekorde, auf die du besonders stolz bist?
Ja, da gibt es drei. Zum einen den meisten Wackelpudding mit Stäbchen essen in einer Minute. Ich habe mich da gegen einen Japaner durchgesetzt, der sehr gut mit Stäbchen essen konnte. Das konnte ich vorher gar nicht. Den Rekord halte ich schon seit gut fünf Jahren. Zum Zweiten halte ich den Rekord für die längste Zeit, die jemand eine brennende Fackel mit den Zähnen gehalten hat …
Das klingt schmerzhaft.
Wenn man es richtig macht, ist es das eigentlich nicht. Aber für den Rekord habe ich besonders lange trainiert, über zwei Jahre. Ich wollte unbedingt einen Rekord mit Feuer und das war der Einzige, den ich mir zugetraut habe. Und zum Dritten meinen ersten Rekord, 100 Meter in Clogs. Den habe ich erst kürzlich wieder gebrochen und bin unter 13 Sekunden gekommen. Wenn das mein alter Sportlehrer wüsste!
Das muss doch weh tun.
Ja, angenehm ist was anderes. Aber ich ziehe viele Skisocken an und nach 13 Sekunden ist es ja vorbei.
Wann bist du das erste Mal mit dem Thema Rekorde in Berührung gekommen?
Schon als Kind, da lag das Guinness Buch zu Hause unterm Weihnachtsbaum. Später hatten wir im Freundeskreis ein Buch, in das wir unsere Bestleistungen geschrieben haben. Da waren nur bescheuerte Sachen drin wie „Hannes kann acht Kaugummis gleichzeitig kauen“.
Du bist Geschäftsführer der Recycling-Firma deiner Familie. Hilft dir die Rekordjagd im Job?
Auf jeden Fall. Theoretisch könnte die ganze Welt mein Kunde sein, denn es gibt keine Firma, bei der kein Abfall anfällt. Es gibt also auch da große Ziele. Und wir gehen aggressiv in den Markt: Wenn an einer Sammelstelle ein Container einer anderen Firma steht, gehen wir hin und machen ein besseres Angebot. Ich sehe da durchaus Parallelen zu den Rekorden: Die gehören auch erst jemand anderem, bis man sie sich holt.
Wie teilst du deine Zeit zwischen Firma und Rekordjagd ein?
Die Firma geht vor und nimmt die meiste Zeit ein. Unter der Woche bereite ich Rekordversuche höchstens vor, trainiert wird am Wochenende.
Wie gut findet deine Familie dein Hobby?
Die hatten natürlich Vorbehalte. Haben sie wahrscheinlich heute noch. Aber sie unterstützen mich sehr.
Ich brauche bei den Rekordversuchen ja immer Leute, die mir helfen.
Häufig sind es Team-Rekorde, deswegen sind sie fast alle auch schon Rekordhalter.
Kann man mit deinem Hobby richtig Geld verdienen?
Wenn man es wirklich darauf anlegt und diesen ganzen RTL-Kram mitmacht, wahrscheinlich schon. Aber ich habe das nicht nötig, mir ist das zu blöd. Alles, was ich durch Auftritte verdiene, stecke ich wieder in die Rekordversuche.
Welchen neuen Rekord willst du unbedingt noch knacken?
Es gibt einen Rekord im Harpunenfangen: Aus drei Meter Entfernung schießt einer mit einer Harpune und du musst in einer Minute möglichst viele Harpunen fangen. Diesen Rekord gibt es über und unter Wasser.
Und welchen willst du?
Natürlich am liebsten beide.