LAURA GRASEMANN


Nur wenn man etwas versucht, hat man auch eine Chance es zu erreichen

Mit Aufs und Abs kennt sie sich aus: Laura Grasemann (30) ist die erfolgreichste deutsche Freestyle-Skierin auf der Buckelpiste. Zusammen mit ihrem Bruder und Ex-Trainer Tim (28) blickt die 14-fache Deutsche Meisterin auf ihre sportliche Karrieren zurück und verrät, welche Rückschläge sie stärker gemacht haben.

Wollten Sie schon immer Ski-fahrerin werden?

Laura: Ja! Ich wollte Weltcup fahren! Die Idee, mich mit den Besten der Welt zu messen, hat mich immer fasziniert.

Tim: Das ging mir genauso.

Dann mussten Sie bei der Berufswahl nicht lange überlegen, oder?

Laura: Klar, für die sportliche Karriere war die Liebe zum Sport ausschlaggebend. Ich hatte aber nie wirklich geplant, den Sport zum Beruf zu machen. Ich habe das Skifahren einfach geliebt und so kam eins zum anderen. Für meine jetzige berufliche Laufbahn war ausschlaggebend, dass mich schon immer begeistert hat, wie Leben funktioniert. Deshalb habe ich molekulare Biotechnologie studiert und später meine Promotion im Bereich der synthetischen Biologie begonnen.

Tim: Für meinen jetzigen Beruf als Maschinenbauer war eine bereits in jungen Jahren erkennbare Begeisterung für technische Zusammenhänge prägend. Die größte Herausforderung lag dann darin, die Begeisterung für den Sport und die Begeisterung für Technik mit der entsprechenden Ausbildung zu verbinden.

Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer sportlichen und beruflichen Karriere?

Laura: 2008 ging mein großer Kindheitstraum mit meinem ersten Weltcup-Start in Erfüllung. 2014 nahm ich an den Olympischen Spielen in Sotschi teil, was mich für die kommenden Jahre gestärkt und motiviert hat. Die Erinnerungen daran und das Ziel, bei einer zweiten Olympiade zu starten, haben mich über viele Tiefs in den darauffolgenden Jahren gerettet. Denn im gleichen Jahr wurde die Förderung meiner Disziplin vom Deutschen Skiverband eingestellt. Ab da musste ich mir den Sport selbst finanzieren. Trainer, Reisen, Wettkämpfe, Startgebühren, alles musste ich aus eigener Tasche bezahlen! 2018 verpasste ich die Olympiaqualifikation und damit den Traum einer zweiten Olympiateilnahme. Was sich zunächst wie der größte Tiefpunkt meiner Karriere anfühlte, stellte sich aber als wichtigste Lektion heraus. Nur einen Monat nach diesem Tiefpunkt konnte ich mein bestes Karriereergebnis, einen 3. Platz im Weltcup, erzielen. Ab da war der Knoten geplatzt und ich konnte mich in der Weltspitze unter den Top 10 etablieren. 2019 zog ich nach beendetem Masterstudium nach Lausanne, um dort zu promovieren. Da die Doktorarbeit sehr viel Zeit beansprucht und ich das nötige Trainingspensum, um in der absoluten Weltspitze mitfahren zu können, nebenher nicht schaffe, habe ich 2020 meine leistungssportliche Karriere beendet und konzentriere mich seitdem auf meine Promotion.

Tim: Auch ich habe, wie vermutlich die meisten Sportler, das Ziel verfolgt, nach ganz oben zu kommen. Durch die Aufnahme in die Nationalmannschaft und meine darauffolgenden Teilnahmen an internationalen Wettkämpfen wie Europacups bin ich diesem Ziel einen großen Schritt nähergekommen. Ein weiterer Schritt war das sportliche Comeback nach meinen zwei Hüftoperationen 2012, da diese wie jede Verletzung besonderes Frustrationspotenzial mit sich brachten. Abgeschlossen wurde dieser Prozess erst mit meinem Deutschen Meistertitel 2015 und der Qualifikation für den Weltcup in der Folgesaison. Nach dem Wechsel unseres Cheftrainers 2018 war ich dann als Trainer sowohl für die Europacup- als auch für die Weltcup-Mannschaft inklusive meiner Schwester zuständig. Trotz dieser Belastung habe ich es geschafft, 2021 meinen Master in Maschinenbau in München zu machen.

Wo sehen Sie Ihre Stärken, die auch für Ihren Erfolg maßgeblich sind?

Laura: Ich gebe nicht auf. Wenn ich etwas will, dann versuche ich es einfach. Manchmal klappt es, manchmal klappt es nicht. Aber nur wenn man etwas versucht, hat man auch eine Chance, es zu erreichen.

Wie vereinbaren Sie Ihren Beruf mit dem Privatleben?

Laura: Seit ich meine leistungssportliche Karriere beendet habe und in Lausanne wohne, geht das viel einfacher. Ich bin nicht mehr ständig unterwegs. Ich habe die Berge und einen großen See vor der Haustür. Ich habe auch mal Wochenende!

Tim: Ich nutze meist den Sport, um vom Berufsalltag abschalten und mich erholsameren Dingen widmen zu können. Durch die Reduzierung meiner Trainertätigkeit lässt sich das Privatleben mittlerweile auch deutlich einfacher planen.

Wer außer der Familie hat Sie auf Ihrem Weg unterstützt?

Tim: Die Freundschaft innerhalb der Mannschaft und die freundschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Trainern haben zur Überwindung einiger Widrigkeiten beigetragen. Auch die Olympiastützpunkte möchte ich nennen, da man sich auf deren Mitarbeiter sowohl in sportlicher als auch beruflicher Hinsicht immer verlassen konnte.

Laura: Dem stimme ich zu. Die Olympiastützpunkte vor allem in Heidelberg und München waren immer eine große Unterstützung!

Was ist ein Must-have in Ihrem jetzigen Beruf?

Laura: Bei der täglichen Arbeit im Labor sind bequeme Schuhe ein Must-have!

Tim: Da ich Maschinenbauer bin, ist das Karohemd natürlich ein Muss!