Seit 13 Jahren kennen ihn die Fernsehzuschauer als Kriminalhauptkommissar Joachim „Jo“ Stoll aus der „SOKO Stuttgart“. Aber Peter Ketnath glänzte auch schon in vielen anderen Rollen, u. a. als Arzt, Wilderer und Aspirinhändler. Gemeinsam mit seiner Frau Maykelis betreibt er außerdem das Zigarrenlabel „May‘s Cigars“. Hier verrät der 48-Jährige, was ihn antreibt.
Was wollten Sie als Kind werden?
Archäologe, weil er der Welt Geheimnisse entlockt. Musiker, weil er die Menschen glücklicher macht. Philosoph, weil er immer die richtige Antwort parat hat. Und Schauspieler, um alle spielen zu können.
Wer ist heute Ihr Vorbild?
Mein Vater, weil ich erst heute nachvollziehen kann, wie viel er richtig gemacht hat, wie vielem er widerstanden hat und sich dabei treu geblieben ist, ein Leben lang. Chapeau!
War er auch eine Art Mentor für Sie?
Nein, ich hatte keinen bestimmten Mentor. Ich hatte das Glück, mit guten und vielfältigen Menschen arbeiten zu dürfen.
Eigentlich kann man aus allem lernen, man muss nur richtig hinsehen.
Ich denke, in meinem Beruf muss man die Dinge selbst herausfinden. Was funktioniert und was eher nicht. Jeder Mensch ist anders.
Was war für Sie außer Ihrem Kindheitswunsch der Grund Schauspieler zu werden?
Der Reiz des Unbekannten. Die Möglichkeit zu ewiger Veränderung, zu stetem Neuanfang, wobei die Erfahrung immer mitwächst. Ein vielfältiger, toller Beruf.
Was war die größte Schwierigkeit, die Sie zu Beginn Ihrer Karriere überwinden mussten?
Es begann mit der Entscheidung, es mit der Schauspielerei zu versuchen und bei einer Schauspielschule vorzusprechen. Seine eigenen Unsicherheiten überwinden zu lernen und in das Rampenlicht zu treten, war der größte Schritt.
Was waren seitdem weitere, wichtige Karriereschritte?
Mein erster Film „Und keiner weint mir nach“ von 1996, bei dem Joseph Vilsmaier Regie führte. Er warf mich sozusagen ins kalte Wasser und mir bereitete das Schwimmen darin zusehends großen Spaß. Dann mein erster Film in Lateinamerika, „Cinema, Asprinas and Vultures“. Gedreht auf Portugiesisch, ausgezeichnet in Cannes. Der Beginn internationaler Drehs für mich. Und natürlich die Gründung meiner Produktionsfirma Cinezebra GmbH im Jahr 2013, die mir die selbstbestimmte Förderung von interessanten Projekten ermöglicht.
Und was ist Ihr persönliches Highlight Ihrer Karriere vor der Kamera?
Die Rolle des „Thomas Zumckle“ in der Miniserie „Passport to Freedom“: ein deutscher SS-Mann, der die Wandlung vom Freund der Juden zum monströsen Antagonisten durchlebt, befeuert durch die Leidenschaft unerfüllter Liebe. Eine großartige Rolle!
Gab es einen materiellen Wunsch, den Sie sich mit dem Beginn Ihres Erfolgs erfüllen konnten?
Ja, Flugtickets! Ich bin mit meiner ersten größeren Gage nach Amerika durchgebrannt, habe einen Van im Nirgendwo gekauft und damit über 4.000 Meilen zurückgelegt. Das war die ersehnte Freiheit. Heute nehme ich die Familie mit.
Nichts bildet so wie das Reisen.
Wobei haben Sie sonst noch gerne Erfolg, außer im Job?
Von der Zubereitung des ersten Kaffees am Morgen bis zur Meisterung einer schwierigen Sportart. Aber vor allem: mit meinen Kindern und in meiner Ehe.
Wo sehen Sie Ihre Stärken, die auch für Ihren Erfolg maßgeblich sind?
Flexibilität und Ausdauer. Ich nehme es, wie es kommt, und versuche, das Beste daraus zu machen.
Man muss offen sein, sowohl für den Moment als auch für die Strömung der Zeit.
Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?
Das Leben eines Schauspielers besteht zu einem großen Teil aus Rückschlägen, weil man Rollen, für die man vorspricht, eher nicht bekommt als andersrum. Wenn sich das Rollenangebot dann irgendwann konsolidiert, wird es zwar etwas besser, aber Absagen gehören eben dazu. Der Blick nach vorne hilft dabei.
Abgesehen von Absagen, was bedeutet Unglück generell für Sie?
Wenn etwas trotz guter Möglichkeiten einen tragischen Ausgang nimmt.
Glauben Sie, es war früher leichter als heute, in Ihrem Job Erfolg zu haben?
Meine Branche war früher vielleicht etwas übersichtlicher, allerdings gibt es heute mehr Produktionen und damit mehr Möglichkeiten. Schnell bekannt zu werden, ist heute vielleicht sogar einfacher geworden, aber lange im Geschäft zu bleiben genauso schwierig wie eh und je.
Was würden Sie Ihrem Jüngeren Ich raten?
Vertraue auf deine Stärken. Es gibt keine Formel. Jeder macht sein Glück auf seine Art. Bleib offen und neugierig.
Was ist ein Must-have in Ihrem Beruf?
Ein gutes Gedächtnis, viel Geduld und Sinn für Humor.