JANNA ENSTHALER

"Ich bin ein Duracell-Häschen"

Gründerin, Investorin, TV-Star und dreifache Mama:

Von außen betrachtet scheint Janna Ensthaler,  die unter anderem mit ihrem Start-up „Glossybox“ als Unternehmerin für Furore sorgte und nun in der Jury bei „Die Höhle der Löwen“ haufenweise Sympathiepunkte einfährt, diese vielen Baustellen locker zu stemmen. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht – und trotzdem würde die 40-jährige Unternehmerin nichts an ihrem Leben ändern wollen.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Erfolg ist das Glück meiner Kinder, meiner Familie und mir. Beziehungsweise erst mal, dass es weiter vorankommt, also dass ich produktiv am Glück arbeiten kann. Das gilt auch für meine beruflichen Ziele, aber an erster Stelle steht das Glück meiner Kinder.

Wie bekommen Sie drei Kinder und Ihre Karriere überhaupt unter einen Hut?

Erst mal vorweg: Es gibt diese Power-Frau, die alles unter einen Hut bekommt und perfekt ist, nicht. Hinter den Kulissen ist immer Chaos, das ist bei mir genauso. Mal muss ich im Schlafanzug die Kinder in die Schule bringen, weil ich es nicht geschafft habe, schnell genug aufzustehen, mal laufe ich ewig mit einem fleckigen Oberteil herum, weil ich mit meinem Baby gekuschelt habe … irgendwas ist immer. Die Kinder wollen am liebsten, dass man immer zu Hause ist und haben das Nachsehen, wenn ich nicht da bin, weil ich meine beruflichen Ziele verfolge. Dafür gibt es per se leider keine Lösung. Deswegen möchte ich immer wieder meine höchste Bewunderung für Frauen unterstreichen, die die ersten drei Jahre zu Hause bleiben und immer für die Kinder da sind. Das hat für den Nachwuchs einen riesigen Mehrwert. Bei mir ist es so, dass ich, wenn ich nicht arbeite, auch wirklich für die Kinder da bin. Es gibt Zeiten, auch unter der Woche, in denen ich zum Beispiel einfach nicht zu erreichen bin. Wir haben ein Handy-Gefängnis, da kommt das Telefon dann rein. Und ich verbringe auch ganz bewusst einzeln Zeit mit den Kindern, in der sie sich aussuchen können, was wir zusammen machen.

Nervt es Sie, dass Väter nie gefragt werden, wie Sie Kind und Karriere vereinbaren?

Absolut nicht. Mütter sind halt Mütter, und wir haben einfach auch andere biologische Gegebenheiten als die Männer. Wir sind schwanger und gebären die Kinder, wir stillen und wir sind deshalb einfach auch meistens näher dran. Was nicht okay ist, ist, wenn von vornherein vorausgesetzt wird, dass die Frau alles allein macht. Außerdem muss noch viel deutlicher werden – auch für die Arbeitgeber –, dass Frauen, wenn sie zusätzlich zum Job auch große Teile der klassischen Rolle erfüllen, einen enormen „mental load“ haben. Wir Frauen sind es, die die nächste Generation im besten Fall glücklich und leistungsfähig ins Leben entlassen – und das wird gesellschaftlich nicht hoch genug geschätzt.

 

 

Wo sehen Sie Ihre Stärken?

Da ist zunächst einmal mein positiver Blick auf das Leben, der mir oft dabei hilft, Menschen für Themen zu begeistern, die mir wichtig sind. Außerdem bin ich recht kreativ, würde ich sagen.

Und trotzdem sind Sie Unternehmerin statt zum Beispiel Künstlerin geworden. Was war ausschlaggebend für Ihre Berufswahl?

Ganz anfänglich habe ich immer sehr zu meinem Vater aufgeschaut, und der war in der Businesswelt unterwegs. Er ist immer nach Hause gekommen und hat sehr begeistert von dem erzählt, was er gemacht hat, und das hat wohl auf mich abgefärbt. Außerdem schaffen höchstens ein Prozent aller Künstler den Durchbruch, auch davor hatte ich Respekt.

Was wollten Sie als Kind werden?

Rockstar! Ich habe Musik gemacht und war im Orchester. Aber sagen wir es einmal so: Selbst meine Eltern haben mein Singen eher geduldet als gefeiert.

Gab es Rückschläge auf Ihrem Karriereweg?

Einige. Aber wenn ich mir die Leute um mich herum so anschaue, die extrem erfolgreich geworden sind, ist es bei keinem ganz glatt gelaufen. Ich habe auch definitiv persönlich und beruflich gekämpft – und daraus letztendlich viel Kraft gezogen.

Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie etwas anders machen?

Es gibt natürlich 1.000 Sachen auf der Liste, die ich heute anders angehen würde, aber dann käme ich ja nicht dahin, wo ich heute bin. Und ich bin sehr glücklich. Also ist meine Antwort nein, ich würde eigentlich nichts ändern wollen.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ich habe nicht viel Angst, aber dafür sehr viel Energie. Ich bin schon ein kleines Duracell-Häschen.

Was ist für Sie Glück?

Glück liegt sehr bei einem selbst, in den kleinen Momenten des Lebens.

Dass man zum Beispiel die Jahreszeiten genießt oder sich total am Sonnenaufgang freut oder an den ersten Maiglöckchen – oder auch über ein gutes Mittagessen. Ich liebe gutes Essen. Und Schlafen ist auch ein Riesenglück …  JR